Heute, am 29.09, ist Tag der emotionalen Achtsamkeit. Achtsamkeit im Bezug auf die versteckte Gefühlswelt, Depressionen und Burnout. Doch woran erkennt man Depressionen? Wie kann ein Arbeitgeber (und Office Manager) beim Thema Arbeit und Psyche depressive Mitarbeiter*innen erkennen und die Heilung unterstützen? Die Chancen stehen hoch, dass du dich in deinem Unternehmen mit psychischen Erkrankungen und deren Auswirkungen beschäftigen müssen. Das liegt weniger an einer Zunahme der Krankheitsfälle, sondern an der besseren Diagnostik: Gab es früher mehr Rückenleiden, Magenprobleme oder Kreislaufdiagnosen, lassen sich heute mehr somatische, d.h. körperliche Symptome, auf die Psyche zurückführen. In unserem Artikel über Arbeit und Psyche wollen wir dir bei diesem fordernden Thema helfen, den idealen Umgang zu finden.
Burn-Out – eine Definition
Erschöpfung, Überforderung, Ausgebranntsein – mit dem Begriff „Burnout-Syndrom“ bezeichnet man normalerweise einen Zustand, in dem Betroffene durch ständigen beruflichen und privaten Stress so sehr belastet sind, dass sie über einen längeren Zeitraum hinweg emotionale Erschöpfung und eine verringerte Leistungsfähigkeit verspüren. Sie befinden sich dann in einem Zustand, der sich anfühlt, als sei der Akku leer und könne nicht mehr aufgeladen werden. Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskel- oder Gliederschmerzen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, Schwindel, ein klopfendes oder rasendes Herz, Panikattacken oder Bluthochdruck kommen häufig noch dazu. Nicht nur Herausforderungen, sondern auch Alltagssituationen können dann meistens nicht mehr bewältigt werden.
Burnout hat aber nicht nur schwere Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch für die Unternehmen, in denen diese Menschen arbeiten. Die allgemeine Motivation von Burnout-Betroffenen nimmt ab, die Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt und es kommt oft zu langen Ausfallzeiten. Diese bedeuten unter anderem eine Mehrbelastung für die Kollegen, die dann Teile oder den gesamten Arbeitsbereich des Betroffenen übernehmen und alles auffangen müssen. Das macht sie wiederum anfällig dafür, sich quasi mit dem Burnout „anzustecken“, schließlich erhöht sich durch den Wegfall des ausgebrannten Kollegen die Belastung im restlichen Team. Es handelt sich also um einen Teufelskreis, der unbedingt frühzeitig durchbrochen werden sollte.
Depressive Kollegen*innen erkennen und Fürsorgepflicht nachkommen
Weißt du, was deine Angestellten privat beschäftigt? Gibt es Hobbies, Partnerschaften, Kinder? Nicht in jedem Betrieb wird über das private Leben gesprochen. Problematisch sind einschneidende Erlebnisse, die langfristig eine Depression oder ein Trauma auslösen, darunter fallen Trennungen, Trauerfälle und Unfälle. Kommunikation zusammen mit nachhaltigem Vertrauen ist hier also der Schlüssel.
Am Arbeitsplatz ist eine unkonzentrierte Arbeitsweise, ein Leistungs- oder Stimmungsabfall, z.B. in bestimmten Tagesphasen möglich, die in Fehler resultiert. Der Rückzug von sozialen Ereignissen kann ein Warnzeichen sein. Mit einer offenen Gesprächskultur kannst du deiner Fürsorgepflicht als Office Manager*in nachkommen und gemeinsam eine Lösung suchen.
Fingerspitzengefühl im persönlichen Gespräch
Fallen dir verschiedene Anzeichen für eine Depression auf, suche am besten in einer ruhigen Minute das persönliche Gespräch. Frage, wie es deinem Kollegen*in geht und ob ihn/sie etwas belastet. Bleibe stets bei „Ich“-Botschaften und halte deine Beobachtungen fest. Wenn du lösungsorientiert statt anklagend reagierst, kann sich ein Betroffener freier äußern. Hierhin gehört ebenfalls die Frage, ob das Arbeitsumfeld sich verändert hat (Stichwort Mobbing) oder eine Änderung sinnvoll wäre. Gibt es Probleme in einem einzelnen Geschäftsbereich, ist ein vorläufiger Einsatz in einem anderen sinnvoll. Hat dein*e Kollege*in privat Stress, ist eine Verringerung der Arbeitszeit eine Option. Wichtig in einem Gespräch wie diesem ist eine verständnisvolle Atmosphäre ohne Druck und negative Gefühle.
Checkliste für Office Manager und Führungskräfte – erste Burnout-Symptome erkennen
Wir von goodworkvibes haben eine Checkliste mit Fragen zusammengestellt, mit denen du erste Symptome von Erschöpfung und Burnout bei deinen Kollegen*innen besser erkennen kannst:
- Zieht er/sie sich gegenüber Teamkollegen oder Vorgesetzten zurück?
- Wirkt er/sie nervös und überreizt?
- Ist er/sie vergesslicher als früher?
- Ist er/sie oft müde/energielos/schlapp?
- Wirkt er/sie häufiger niedergeschlagen oder verzweifelt?
- Signalisiert er/sie starke Überforderung oder schafft es nicht (mehr) all seine Aufgaben zu erledigen?
- Klagt er/sie häufiger über Kopfschmerzen oder Schwindel?
- Ist er/sie öfter krankgeschrieben oder zu spät?
- Scheint er/sie teilnahmslos oder negativ zur eigenen Leistung/zur Arbeit allgemein eingestellt zu sein?
- Ist er/sie weniger leistungsfähig/motiviert/kreativ als früher?
- Verschiebt er/sie häufig Urlaubstage oder nimmt oft Arbeit mit nach Hause?
- Zeigt er/sie sich öfter unsicher und ohne Selbstvertrauen (das zuvor vielleicht noch da war)?
- Nimmt er/sie Kritik auffallend persönlich oder reagiert aggressiv/gereizt darauf?
Wichtig: Diese Checkliste soll und kann zwar helfen, erste Symptome für einen Burnout zu erkennen, es geht aber keinesfalls darum, dass du als Office Manager*in eine Diagnose stellen musst. Das kann nur ein Arzt.
Depressionen – was jetzt?
Ist dein*e Kollege*in zu dir gekommen und hat dir sogar von seinen/ihren Depressionen und Beschwerden erzählt? Herzlichen Glückwunsch, dann hast du eine gute Mitarbeiterbindung! Oder im persönlichen Gespräch kristallisiert sich heraus, dass es depressive Beschwerden sind oder sein könnten? Dann schmieden am besten direkt Pläne, wie eine Behandlung und eine zukünftige Gestaltung des Arbeitsplatzes aussehen kann. Informationen über verschiedene Behandlungsangebote können über die ärztliche Versorgung oder die Krankenkasse geklärt werden. Sei nicht überrascht, wenn die Facharzt- oder Therapeutensuche wochen- und monatelang dauert. Je nach Vertrauensverhältnis und Symptomatik kannst du bei der Suche helfen oder anbieten, Erkundigen einzuholen, z.B. bei der Vergabestelle der jeweiligen Kassenärztlichen Vereinigung.
Bei schweren Depressionen und anderen Störungsbildern kann ein stationärer Aufenthalt mit anschließender beruflichen Wiedereingliederung (BEM) sinnvoll sein. Die Heilungschancen durch die Behandlung steigen, wenn Ängste und Sorgen um den Arbeitsplatz beseitigt sind. Umso mehr, weil Arbeit durch Struktur, soziale Teilhabe und Erfolgserlebnisse eine große Hilfe bei Depression spielt.
Vorbeugung für psychische Gesundheit
Depressiv wird in der Regel niemand allein durch seine Arbeit: Das psychosoziale Umfeld mit Kollegen, Arbeitsumfeld und Unternehmenskultur haben deutlich mehr Einfluss. Die Arbeitsgestaltung tut ihr Übriges: Erfolgserlebnisse und Lob sind psychisch wertvoll, ebenso die Anerkennung durch die Führungskräfte und die Office Manager. Doch ebenso spielen Faktoren eine Rolle, die man oftmals vergisst:
Wie arbeiten deine Kollegen*innen? Weißt du, wie das Licht ist, ob die Röhre flackert, der Stuhl passend einstellbar ist? Haben deine Kollegen*innen um Dinge fürs Büro gebeten – für Ambiente etc.? Es gibt viele sensorische Anreize, die für unsere psychische Verfassung wichtig sind. Sonnenlicht und Vitamin D, angenehme Farben und Geräusche. Pflanzen können einen positiven Effekt haben. Mit Change Management erfasst du diese bisher unbekannten Bereiche und arbeitest systematisch an der Veränderung – dazu bald mehr. Depressionen können auch aus körperlichen Problemen entstehen. Schmerzen (chronisch) wie Rückenprobleme können psychische Probleme machen. Eine ergonomische Ausstattung ist wichtig, spätestens bei den ersten Anzeichen.
Arbeit und Psyche – Fazit
Depression raubt Schlaf, Energie, Lebenswillen und kann eine Vielzahl andere Symptome aufweisen. Wird die Diagnose rechtzeitig gestellt, kann mit der richtigen Behandlung und angepasster Lebensweise wieder zum normalen Leben zurückgefunden werden. Selbstwahrnehmung und Leistungsfähigkeit sind in der Regel beeinträchtigt. Deswegen solltest du einen Gesprächsraum bei Problemen öffnen und Hilfe anbieten. Mit einer wirksamen Behandlung ist eine Depression weiterhin eine schwere Erkrankung, die Symptome werden dabei auf verschiedene Arten gelindert.