Die Gehaltslücke verringert sich hierzulande nur sehr langsam. Die sogenannte Gender Pay Gap habe sich in den vergangenen Jahren nur minimal verkleinert. Warum ist das so? Was ist die Gender Pay Gap? Und wie lässt sich die Lücke schließen?

Frauen haben im Jahr 2022 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 % weniger verdient als Männer, so lautet die Aussage des Statistischen Bundesamtes. Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien wie Männer verdienten im Schnitt 7 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen. Gerecht ist das nicht – wir haben das Thema aufgegriffen und stellen dir 6 Tipps vor, mit denen du die Pay Gap minimieren kannst!

Was ist die Gender Pay Gap?

Die Gender Pay Gap bezieht sich auf den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen. Die Zahl zeigt, wie hoch der Anteil am durchschnittlichen Gehalt von Männern ist, den Frauen weniger verdienen. Um dieses Phänomen bekämpfen zu können, müssen wir es zunächst verstehen. Berufserfahrung, Art der Tätigkeit, Branche und allgemeine Vorurteile tragen alle zur Gender Pay Gap bei.  Schlüsselbereiche, in denen wir diese Vorurteile und Hürden angehen können und sollten, sind Führungspositionen, Elternurlaub und flexibles Arbeiten.

1. Beginne damit, zu recherchieren, was andere in deinem Bereich verdienen

Wenn du feststellst, dass du viel weniger als der Durchschnitt in deinem Bereich mit deinen Erfahrung oder sogar nur am unteren Ende bezahlt wirst, könnte dies ein starkes Argument für eine Gehaltserhöhung sein oder der Ausgangspunkt für eine formelle Beschwerde über dein Gehalt. Vergewissere dich jedoch zunächst, dass du die Gehaltsspanne in deinem Fachgebiet korrekt kennst, bevor du deinen Vorgesetzten oder deine Vorgesetzte darauf ansprichst.

2. Frage dein Unternehmen, ob es Daten zum geschlechtsspezifischen Lohngefälle veröffentlicht

Über Geld darf man in deutschen Unternehmen nicht nur sprechen. Man darf sogar den Chef oder die Chefin fragen, was die Kolleg*innen im Schnitt verdienen. Das sieht das Entgelttransparenzgesetz (EntgTranspG) vor, das die Bundesregierung verabschiedet hat. Den individuellen Auskunftsanspruch haben Beschäftigte, wenn ihr Unternehmen regelmäßig mehr als 200 Beschäftigte hat. Die Pflicht zur Prüfung der Entgeltgleichheit gilt für Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Regelmäßige Berichte müssen die Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten erstellen, die laut Handelsgesetzbuch zur Erstellung von Lageberichten verpflichtet sind.

3. Frage deine männlichen Kollegen, was sie verdienen

“Über Geld spricht man nicht” – stimmt das denn wirklich? Das “Lohngeheimnis”, also die Praxis, Mitarbeitende daran zu hindern, untereinander über ihr Gehalt zu sprechen, ist jedoch seit 1935 illegal. Dies ist ein weiteres Gesetz, das seit Jahrzehnten in Kraft ist und einfach nicht durchgesetzt wurde. Arbeitgeber, die ein Lohngeheimnis haben bzw. kommunizieren, verstoßen also schlichtweg gegen das Gesetz. Frage deine männlichen Kollegen also ruhig mit gutem Gewissen, was sie verdienen. Solltest du eine Antwort erhalten, ist das toll, wenn die männlichen Kollegen aber lieber schweigen wollen, ist das auch okay! Immerhin zieht jeder seine eigenen Grenzen und erachtet unterschiedliche Dinge als “zu privat”. Ein Schweigen oder eine Abfuhr solltest du dann respektvoll entgegennehmen.

4. Fordere entsprechend eine Gehaltserhöhung.

Weise deinen Arbeitgeber darauf hin, dass du dich hingehend über die Gehälter in deinem Bereich und über das geschlechtsspezifische Lohngefälle informiert hast und dass du der Meinung bist, dass du eine Gehaltserhöhung oder eine Beförderung verdient hast. Wichtig ist hier, eine Gehaltsverhandlung nur anzugehen, wenn du in der Tat eine Pay Gap entdeckt hast – und nicht grundlos zu deinem oder deiner Vorgesetzten oder gehst. Gehe nicht nur mit verlässlichen Informationen über das Einkommen in deinem Bereich in die Diskussion, sondern betone den Wert, den du durch deine Arbeit für dein Unternehmen schaffst, und hebe deine Erfolge und Leistungen hervor.

5. Suche dir einen Buddy, der für dich einsteht.

Gemeinsam ist man stärker als allein. Hast du einen Office-Buddy, eine gute Arbeitskollegin oder gar einen Freundeskreis im Unternehmen? Wenn du dich mit Gleichgesinnten zusammentust fällt es dir leichter, diese Schritte gemeinsam zu gehen und sich gegenseitig bei diesem Prozess zu unterstützen. Einen vertrauenswürdigen Freund/Freundin und Kollegen/Kollegin an deiner Seite zu haben kann einen großen Unterschied machen.

6. Dokumentiere alles

Die bedauerliche Realität – und das, was zu viele Arbeitnehmer*innen zu lange zum Schweigen gebracht hat – ist, dass Arbeitnehmer*innen, die Bedenken wie diese äußern, oft mit Kritik an der Arbeitsleistung des Arbeitnehmers reagieren. Die “Arbeitsleistung wäre nicht gut genug” lautet es dann meistens. Vergeltungsmaßnahmen gegen eine Arbeitnehmerin, die gleichen Lohn gefordert oder mit einer Beschwerde gedroht hat, sind jedoch rechtswidrig und können dem Arbeitgeber einen Haufen Ärger einbringen. Es ist von entscheidender Bedeutung, alles, was bei der Arbeit geschieht, schriftlich festzuhalten, damit du dich und  deinen Ruf schützen kannst. Erstelle dir einfach eine Leistungsmappe, um all deine Erfolge selbst feiern – und bei Bedarf teilen zu können.

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