In Zeiten des Klimawandels und der unendlichen Menge an Plastikmüll, die der Mensch tagtäglich verursacht, ist jeder weitere Tag Nichtstun unverzeihlich. Wir von goodworkvibes wollen nachfolgend einige Anregungen zum Thema nachhaltiger Arbeitsplatz bieten und haben praktische Tipps in Form eines Interviews zusammengestellt, die dabei helfen, den Büroalltag besonders umweltfreundlich zu gestalten. Nun, welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Zero Waste im Büro? Welche Umweltbelastungen kann der Betrieb in Büros mit sich bringen? Was braucht es, um Arbeit ökologischer zu gestalten? Wie motiviere ich als Office Manager*in, gemeinsam Büroarbeit neu zu denken?

Wir haben Office Managerin Julia Weidemann interviewt und einige tolle Tipps und Möglichkeiten erfahren können. Julia Weidemann ist seit 2018 als Office Managerin tätig. Seit 2020 arbeitet sie nun für ein international agierendes, privates Finanzzentrum mit angegliederter Stiftung. Julia erklärt: “Das Thema des nachhaltigen Büromanagements habe ich in beide Büros eingebracht, weil mir der Zustand unserer Umwelt am Herzen liegt. Ich habe mich viel im Internet zu dem Thema Nachhaltigkeit im Büro belesen und habe viel mit meinen Büromitgliedern und Vorgesetzten diskutiert. Heute bin ich stolz ein umfangreiches Wissen zu dem Thema angesammelt und angewandt zu haben”.

Wunderbar, wir freuen uns, das spannende Interview mit dir, liebe Julia, teilen zu können! 

Frage 1: Welche Umweltbelastungen kann der Betrieb in Büros mit sich bringen?

Julia Weidemann antwortet: “Ein Büro ist nichts anderes, als ein übermäßig genutzter Haushalt. Auch hier werden Wasser und Strom verbraucht. Auch hier entsteht Abfall und Schmutz. Die ökologischen Vorteile eines gemeinschaftlich genutztes Wohnraums, wie zum Beispiel geteilter Licht- und Heizungsverbrauch, werden durch die Anreise der Mitarbeiter*innen und durch die besondere Ausstattung, welche Co2 intensiver in der Produktion ist (zum Beispiel robustere Türklinken), mehr als aufgewogen. Daher spielt es auch im Büro eine entscheidende Rolle, wie wir mit den Ressourcen unseres Planeten umgehen.”

Frage 2: Was verstehst du unter einem nachhaltigen Bürokonzept? Kannst du uns ein Beispiel aus der Praxis nennen? Welche Maßnahmen zur ökologischen Nachhaltigkeit hat dein aktueller Arbeitgeber bereits vorgenommen?

“Mein Arbeitgeber hat wirklich einiges umgesetzt”. Dazu gehört an ihrem Arbeitsplatz zum Beispiel:

·       LED Leuchtmittel in allen Lampen (Glühbrinen werden suksessive nach Defekt ersetzt)

·       Umweltfreundliche Reinigungsmittel/Hygieneausstattung in den Bädern (sofern effektiv) 

·       Policy zum papierlosen Arbeiten und Software zum elektronischen Unterschreiben

·       Postalische Werbung wird kontinuierlich abbestellt 

·       Obst ist regional, saisonal, umweltfreundlich verpackt und Bio (sofern möglich) 

·       Joghurt und Milch und weitere Lebensmittel sind regional, saisonal, umweltfreundlich verpackt und bio (sofern möglich) 

·       Abfalltrennung in Büroräumen und Küche

·       Kein Einweggeschirr o.ä.

·       Geschenke mit Nachhaltigkeitsansatz (z.Bsp. Thermo Trinkflaschen und Mehrweg To-Go Becher)

·       Arbeitsmaterialien von ökologischer/recycelter Beschaffenheit (sofern möglich | alte Materialien werden zunächst aufgebraucht) 

·       Büroeigene Tausch-/Verkaufsbörse 

·       Firmenwagen mit Elektroantrieb  

·       Zuschuss zum Ticket der Öffis und Firmenfahrräder

Julia Weidemann sagt: “Ich persönlich finde die Veränderungen bereits enorm mehrwertig, allerdings würde ich mir noch wünschen, Topfpflanzen anstelle von Schnittblumen aufzustellen und Schulungen/Events zum Thema “ökologische Nachhaltigkeit im und außerhalb des Büros” zu veranstalten. Gerne lasse ich mich da von der Community inspirieren!”

Frage 3: Wie kann man die Awareness bei den Mitarbeitern (und dem eigenen Chef/der eigenen Chefin) für das Thema schaffen?

Office Managerin Julia Weidemann erklärt: “Ich denke, dass aufgrund der Medien und der Politik allen das Thema grundsätzlich bekannt ist. Vorgesetzte kann man häufig mit Zahlen überzeugen. Führe vor Augen was ein „Ja“ zur Nachhaltigkeit an Strom, Wasser, Plastik etc. einsparen würde. Sei vorbereitet, wenn die Frage kommt, was Ökostrom, eine Tafelwasseranlage etc. im Gegensatz zur aktuellen Lösung kosten würde. Kurz und mittelfristig sind bedauerlicherweise viele ökologische Alternativen teurer. Dann hilft es nur noch das Firmenimage, die Mitarbeiterzufriedenheit und das Gewissen ins Feld zu führen. Im Fall des Teams hilft es zu schulen, mit Hinweisschildern zu verweisen und persönlich aufzuklären. Häufig ist es sinnvoll die Verantwortung abzunehmen, indem zum Beispiel Wasser und Licht von alleine ausgehen. Schließlich soll das Büro nicht zum Schilderwald mutieren, in welchem das Office Management als Meckerziege alles reglementiert.”

Frage 4: Gibt es eine Möglichkeit für nachhaltige Mitarbeiterverpflegung?

Julia Weidemann formuliert: “Man kann in jedem Fall versuchen sich dem Ideal zu nähern. Frage deine Caterern, oder Kantinenbetreiber, in wie weit dessen Unternehmen einen ressourcenschonenden Umgang pflegt. Doch Vorsicht: Vermutlich steigert es die Kosten, möchte man mit biologisch einwandfreien, nachhaltigen und oder regionalen Speisen versorgt werden. Auch kann dies bedeuten, dass der Speisenplan bodenständiger, oder gar eintöniger wird. Schließlich sind regionale Lebensmittel häufig Saisonprodukte. Ob sich der Zulieferer auch tatsächlich an die vereinbarten Standards hält, ist eine Frage des Vertrauens. Eine andere Möglichkeit ist bedarfsgerecht zu bestellen. Dazu müssten die Büromitglieder zuverlässige Aussage treffen, wann Sie an der Mitarbeiterspeisung teilnehmen werden. Übriggebliebenes könnte abends gratis mitgenommen, oder preisgünstig abgegeben werden. Doch merke: Dies könnte als zusätzlicher geldwerter Vorteil angesehen werden.

Frage 5: Wie lässt sich beim Einkauf von Büromaterialien die Umwelt am besten schonen?

Julia Weidemann erklärt: “Nachhaltige Büromaterialien bestehen häufig aus recyceltem Material, welches schon in der Produktion die Ressourcen der Erde schont. Bedauerlicherweise gibt der Markt bislang wenig her und was bereits angeboten wird ist häufig unverhältnismäßig teuer. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Jahren im Sinne der Umwelt ändert. Ich rate dazu eine/n Händler*in zu ermitteln, welche/r besonders viele der benötigten Materialien liefert. So spart man Co2 Emissionen bei der Verpackung und dem Versand. Ein großes Materiallager begünstigt zudem einen verringerten Lieferrhythmus. Das schmälert dann auch automatisch den Arbeitsaufwand für den/die Office Manager*in und die Buchhaltung. Eines jedoch bleibt: Auch ein recyceltes Blatt Papier war mal ein Baum, auch ein recycelter Plastikstift landet mitunter irgendwann im Meer. Ein sparsamer Umgang mit den Materialien ist daher unumgänglich, möchte man wirklich ökologischen Einfluss nehmen.”

Frage 6: Und wie sieht für dich ein nachhaltiger Arbeitsplatz aus? Welche Tipps kannst du uns zur nachhaltigen Bürogestaltung geben?

Julia Weidemann formuliert: “Ein ökologisch nachhaltiger Arbeitsplatz bedeutet für mich, dass in Abwägung von Sinn, Kosten und Nutzen alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen wurden, um die Ressourcen unseres Planeten zu schonen.”

Frage 7: Nehmen wir an, man möchte im Büro einen nachhaltigen Neuanfang wagen. Womit sollte man als erstes starten?

“Nachdem die Geschäftsleitung erste Ideen abgesegnet hat, würde ich mit einer Nachhaltigkeitswoche starten. Vorträge, Events und ein Workshop stimmen alle Büromitglieder auf das neue Ziel ein. Mitunter findet man auch Mitstreiter, welche mit guten Ideen aufwarten und in der Umsetzung unterstützen möchten”, erklärt Julia. 

Fazit – Nachhaltigkeit bringt jedem etwas

Viele Möglichkeiten, die in das Umfeld der Nachhaltigkeit gehören, brauchen nicht einmal direkt im Unternehmen ausgeübt zu werden. Das ist natürlich gerade für die Betriebe wichtig, die in den Bereich der Dienstleistungen fallen. So können Office Manager die Nachhaltigkeit bereits mit Elektroautos erreichen oder nachhaltige Goodie Bags erstellen. Je nachhaltiger, desto besser! Natürlich ist es ein wenig anstrengender, ressourcenschonend zu arbeiten und auf die Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb zu achten. Trotzdem ist die Anstrengung am Ende lohnenswert. Betriebe, die selbst viele Möglichkeiten nicht umsetzen können, haben immer noch die Alternative, sich an anderen Projekten zu beteiligen und auf diese Weise einen Imagegewinn zu erwirtschaften, der zugleich der Umwelt zugutekommt. Und oft sind es ohnehin die kleinen Details, die eine große Wirkung haben wie laut Julia Weidemann zum Beispiel die Mehrwegbecher, Topfpflanzen und Firmenfahrräder.

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